Zeit zum Schreiben

Zeit zum Schreiben

Andrea Hahnfeld

In diesem Artikel teile ich mit dir meine persönlichen Erfahrungen, die ich während des Kurses »Zeit zum Schreiben« gemacht habe. So kannst du entscheiden, ob der Kurs auch für dich geeignet ist.

Warum ich den Kurs »Zeit zum Schreiben« belegt habe

Wie du vielleicht schon mitbekommen hast: Ich bin überzeugt, dass man das Handwerk des Schreibens lernen kann. Darum belege ich selbst viele Kurse, um verschiedene Aspekte des Schreiben zu lernen.

Während der Leipziger Autorinnenrunde habe ich Jurenka Jurk von der Romanschule kennengelernt. In ihrer Tischrunde »Dein persönlicher Romanfahrplan – wie du den Berg mit Spaß bezwingst« stellte sie die Etappen einer Romanplanung vor, wie sie auch in der Romanschule während der Ausbildung zur Romanautorin durchgeführt werden.

Das Konzept, die Module der Ausbildung sowie die Betonung auf »Spaß am Schreiben« holten mich an dem Punkt ab, an dem ich mich gerade befinde. Ich bin eher ergebnisorientiert. Das führt dazu, dass ich mich zwar über jede fertige Geschichte freue – aber nicht unbedingt über den Weg dorthin. Schreiben empfinde ich eher als schwer.

Mir hat bereits während der Tischrunde gefallen, dass Jurenka nicht heruntergespielt hat, wie anstrengend der Weg zum ersten Roman sein kann. Sie meinte, jeder müsse seinen Weg finden und dürfe dabei gerne alle verfügbaren Hilfsmittel verwenden. Es wäre wichtig herauszufinden, wie man auf diesem Weg auch Spaß haben kann.

Das ist genau, was ich versuche: Ich möchte mehr Freude während des Schreibprozesses haben. Daher habe ich das Angebot, einfach mal das Grundlagen-Modul »Zeit zum Schreiben« auszuprobieren, direkt angenommen. Schließlich suche ich noch einen geeigneten Kurs, der mich auf dem langen Weg zum ersten Roman begleitet – und bisher habe ich noch keinen passenden für mich gefunden. Zudem liebe ich Schnupper-Kurse. Denn: Ehe ich mich auf lange Zeit (finanziell) binde, möchte ich ausprobieren, wie in einem Kurs gelernt wird und einen Einblick bekommen in die Methoden, das Miteinander & das Feedback.

Zeit zum Schreiben – Kursinformationen im Überblick

  • Name: Zeit zum Schreiben
  • Veranstalter: Romanschule
  • Dauer: 14 Tage
  • Preis: 297,00 EUR
  • Methode:
    • Online / Selbststudium
    • 14 Video-Tutorials bzw. Anleitungstexte
    • 14 Arbeitsblätter
    • 4 Live-Treffen via Zoom (je 90 Min.)

Zeit zum Schreiben: Der Ablauf

Die 14 Tage sind in zwei Module untergliedert: Innenarbeit und Außenarbeit. Zeitlich bekamen beide Module gleich viel Raum, d.h. sieben Tage beschäftigten wir uns mit allem, was in uns vorgeht, wenn wir schreiben – und sieben Tage ging es darum, ganz konkret die Zeit zum Schreiben im Außen zu gestalten.

Allerdings war das erste Modul zeitlich sehr aufwändig. Ich habe die Innenarbeit ziemlich ernst genommen und war teilweise einen ganzen Vormittag mit meinen inneren Stimmen beschäftigt.

Was erwartet dich genau?

Zeit zum Schreiben: Modul 1 – Die Innenarbeit

Im ersten Modul wirfst du den Blick nach innen und findest heraus, was dein Schreiben behindert. Folgende Themen werden bearbeitet:

  • Zeitfresser und Hindernisse
  • die eigenen Motivation zum Schreiben
  • die damit verbundenen Gefühle
  • Glaubenssätze
  • die inneren Stimmen
  • Unterstützung suchen
  • und die innere Bereitschaft zum Schreiben entwickeln

Zu jedem Thema gibt es ein einführendes Video (10-20 Minuten), das aber auch als Text gelesen werden kann. Ich schaue lieber Videos. Daher habe ich den Text nur überflogen, wenn ich für die Arbeit am Übungsblatt noch eine Information benötigt habe. Die Texte sind keine 1:1 Transkription der Videos, aber die Inhalte sind sehr dicht beieinander.

Anschließend bearbeitest du alleine und im eigenen Tempo die Übungsblätter. In den Übungsblättern bekommst du Fragen gestellt und beantwortest diese schriftlich. Je intensiver du dich mit diesen Fragen beschäftigst, umso effektiver ist auch die Innenarbeit. Im Innen verbergen sich nämlich viele Hindernisse und Hürden.

Ich habe mir extra die Mühe gemacht, alle Fragen handschriftlich zu beantworten, um die Hand-Gehirn-Verbindung zu nutzen und noch besser an mein Innenleben heranzukommen. Daher habe ich in der ersten Woche viel geschrieben. Sehr viel!

Stärke des Kurses: Die Innenarbeit

Die komplette Innenarbeit ist meines Erachtens auch die Stärke des Kurses. Ich beschäftige mich schon lange mit dem Schreiben und auch damit, wie ich eine Schreibroutine entwickeln kann.

Ich weiß auch von Hindernissen, Glaubenssätze und Stimmen in mir selbst. Aber wirklich hinzuschauen, diese Glaubenssätze aufzuschreiben, die damit verbundenen Gefühle zu ergründen und sich der inneren Stimmen gewahr zu werden – das ist nochmal eine andere Hausnummer.

Hier ein Beispiel aus meiner Arbeit zur Frage »Warum kommst du nicht zum Schreiben?« (grün) und »Welche Gefühle sind mit deinen Tätigkeiten verbunden?“«(blau):

Auszug aus meinen Aufzeichnungen zum Thema: "Warum kommst du nicht zum Schreiben?" - u.a. Studium, Social Media, Netflix

An Tag 3 ging’s darum, all die schlimmen Dinge aufzulisten, die beim Schreiben passieren könnten:

Auszug aus der Liste mit all den schlimmen Dingen, die beim Schreiben passieren könnten, u.a. dass alle scheiße finden, was ich schreibe und keiner es lesen will

Mein intensivster Tag: Der Dialog mit den inneren Stimmen

Am intensivsten war mein Dialog mit den inneren Stimmen. Ich habe acht Stimmen identifiziert und bin überzeugt: Da sind sicher noch weitere! Aber nach fast zwei Stunden hatte ich einfach keine Kraft mehr, mich mit diesen Stimmen auseinanderzusetzen.

Interessant fand ich herauszufinden, wie die innere Stimme (bzw. das innere Team) helfen will. So habe ich erst verstanden, dass meine innere Kritikerin Dr. Gisela von Gansberg-Besserweiß eigentlich nur will, dass das Endergebnis gut ist. Solange nichts nach draußen geht ohne ihr Okay, ist sie sehr kooperativ. Sie hat jetzt ihren Raum in der Endkontrolle und schweigt bis dahin.

Stein ist mein innerer Ruheanteil. Er will einfach nur sein und wird dicker und schwerer mit den wachsenden Aufgaben. Stein möchte, dass ich mir nicht so viel aufhalse.

Meine innere Vernunftstimme habe ich Victoria getauft, weil die Vernunft bei mir häufig siegt. Sie als Dialogpartnerin mit den anderen Anteilen einzusetzen, fand ich eine gute Idee.

Überhaupt: Es war sehr befreiend, den inneren Stimmen Namen und Persönlichkeiten zu geben, herauszufinden, was sie Gutes für mich wollen und wie ich sie vertrösten kann, wenn sie sich nicht gehört fühlen.

Hier ein Beispiel aus meiner Arbeit mit den inneren Stimmen, die in mir quatschen:

Auszug aus meiner Arbeit an den inneren Stimmen, eine meiner Stimmen ist u.a. AARGH der Wüterich und sein Alter Ego "Der Nachtrager"

Modul 1 endet mit einem Vertrag, den du mit dir selbst schließt. Dort hältst du fest, was du bereit bist zu tun, um dein Ziel zu erreichen. Dieser Vertrag ist ganz individuell und du kannst ihn frei formulieren – auf eine Art, die deine persönlichen Herausforderungen reflektiert und dich motiviert. Die Inhalte sind beeinflusst von den Ergebnissen deiner Innenarbeit. Bei mir ist beispielsweise meine Schreibmotivation in meinem Vertrag eingeflossen: »Ich schreibe, weil es mir wichtig ist, etwas von Bedeutung zu tun und etwas von Bedeutung an die Welt zurückzugeben. Ich schreibe auch, weil mir das selbst gut tut.«

Ich habe mir vorgenommen, meine Fernsehzeiten einzuschränken, um mein Ziel zu erreichen. Dabei habe ich mir vorerst nicht gleich mein Romanprojekt zum Ziel gesetzt. Vielmehr wollte ich dem kreativen Schreiben wieder mehr Platz in meinem Alltag einräumen.

Zeit zum Schreiben: Modul 2 – Die Außenarbeit

Im zweiten Modul richtest du den Blick nach außen. Es geht jetzt darum, konkrete Schritte zu ergreifen, um das Schreiben in deinem Alltag zu verankern. Die Themen waren:

  • Zeiten festlegen
  • Täglich schreiben? Ganz leicht!
  • den Berg in kleinen Schritten bezwingen
  • Schreibpartner suchen
  • Schreibsprints ausprobieren (dazu gab es auch einen gemeinsamen Live-Schreibsprint)
  • Neues ausprobieren
  • Rituale und Gewohnheiten schaffen

Im zweiten Modul war für mich wenig neu, aber ich mochte diesen Teil trotzdem. Denn: Man fällt immer wieder in alte Gewohnheiten zurück – das ist mir in dieser Woche bewusst geworden. Viele der vorgestellten Strategien kannte ich nicht nur, ich hatte sie bereits mit Erfolg ausprobiert und dann unterwegs wieder verloren.

Täglich zu schreiben, selbst wenn es nur ein paar Minuten sind, ist ein unterschätztes Erfolgsrezept, das bereits im Buch »The 8-Minute Writing Habit«* von Monica Leonelle vorgestellt wird. Mit dieser Methode gelang es mir die Rohfassung meines Romanprojekts »Jelina & Jaro« fertigzustellen.

Routinen und Rituale nutzen

Auch mit den Ritualen & Gewohnheiten hatte ich mich in der Theorie schon beschäftigt, aber es noch nie angegangen, mir bewusst einen ritualhaften Schreib-Trigger zu schaffen. Ein Schreib-Trigger ist ein Auslöser, den du täglich nutzt, um deine Schreibzeit zu starten. Dabei wählst du etwas, das dir gut tut – und das für dich funktioniert. Ich nutzte bereits die Morgenseiten aus dem Buch »Der Weg des Künstlers«* von Julia Cameron, um Alltagsballast vor der Schreibzeit loszuwerden. Außerdem habe ich festgestellt, dass mir das freie Schreiben bzw. das Schreiben über das Schreiben hilft, um ins Schreiben zu kommen. Was ich zusätzlich ausprobieren möchte, sind ätherische Öle, um die Schreibstimmung auszulösen. Ansonsten bin ich mit meiner jetzigen Schreibroutine zufrieden.

Das zweite Modul hat mir noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig es ist, gute Schreib-Gewohnheiten beizubehalten und dafür zu sorgen, dass diese nicht unauffällig wieder verschwinden. Darum habe ich wieder begonnen, mein Schreiben zu tracken: In ein Schreibjournal schreibe ich täglich kurz, wie viele Wörter ich geschrieben habe sowie einen kurzen Kommentar zur Schreibzeit (gab’s Probleme, was lief gut, etc.). Besonders hilfreich finde ich Jurenkas Tipp des geringsten Widerstands. Dabei handelt es sich um einen ähnlichen Ansatz, der auch in Büchern wie »The 8-Minute Writing Habit«* (Monica Leonelle) oder »Die 1% Methode«* (James Clear) vorgeschlagen wird. Es geht darum, den persönlichen geringsten Widerstand zu finden. Also ein Aufwand, der so gering erscheint, dass es selbst den inneren Schweinehund nicht erschreckt. Lange dachte ich: Mein geringster Widerstand sei, ein Satz oder auch nur ein Wort zu schreiben. Aber tatsächlich war mein innerer Schweinehund sofort d’accord mit: Wir lesen einmal am Tag wenigstens den letzten Absatz meines aktuellen kreativen Projekts. Seitdem klappt es mit dem täglichen Schreiben auch wieder besser. Hier ein Auszug aus meinem Schreibjournal:

Auszug aus meinem Schreibjournal, in dem ich Tag, Wortanzahl, Projekt und einen Kommentar festhalte

Zeit zum Schreiben: Mein Fazit

Mir hat der Kurs insgesamt sehr gut gefallen. So gut, dass ich beschlossen habe, nach dem Studium die Ausbildung zur Romanautorin in der Romanschule zu machen.

Die Inhalte des Kurses waren gut. Natürlich wurde das Rad nicht neu erfunden. Theoretisch kannst du alles, was du in diesen zwei Wochen lernst, auch ohne Kurs selbst lernen. Es kommt darauf an, welcher Lerntyp du bist.

Für mich funktionieren Kurse sehr gut. Ich lese zwar auch viel, neige beim Lesen aber immer dazu, die Übungen nicht zu machen. Und gerade in der Durchführung der Übung liegt Erkenntnisgewinn und Lernerfolg. Ich glaube, mir hilft auch einfach der Kontext der Gruppe. Lern- und Schreibpartnerinnen tragen dazu bei, dass man lieber lernt und schreibt. In den Zoom-Sitzungen war ausreichend Zeit für einen Austausch der Kursteilnehmerinnen untereinander eingeplant und es hat sich direkt eine Schreibgruppe gebildet, der ich mich anschließen konnte.

Ich fand auch die Möglichkeit hilfreich, unter den Videos einen Kommentar hinterlassen zu können. Aufgabe war, die Erkenntnis des jeweiligen Lerntages kurz zusammenzufassen. Diese Erkenntnisse waren für jede Teilnehmerin anders. So konnte man in den Phasen des Selbststudiums die anderen Teilnehmenden ein bisschen kennenlernen.

Pluspunkt: wertschätzende Grundhaltung

Während des Kurses »Zeit zum Schreiben« wurde deutlich, dass in der Romanschule eine wertschätzende Grundhaltung gepflegt wird. Das eigene Erleben des Schreibprozesses wird ernst genommen. Hindernisse und Glaubenssätze werden nicht klein geredet oder gar ignoriert. Im Gegenteil: Der persönliche Entwicklungs- und Wahrnehmungsstand war Ausgangspunkt und Grundlage des Arbeitens. Es wurde ergründet statt einfach nur Tipps zu geben. Und es wurde ermutigt, eigene Wege auszuprobieren sowie beizubehalten, was funktioniert und ich fühlte mich bestärkt, mich selbst anzunehmen. All das waren Elemente, die für mich ein gutes Schreibcoaching ausmachen.

Dazu teilen die Dozentinnen auch Erfahrungen aus ihrem eigenen Schreiballtag. Besonders sympathisch fand ich, dass Jurenka Mut machte, auch Phasen des Nicht-Schreiben zu akzeptieren. Sie selbst hat sich nach der Geburt ihrer Kinder für eine gewisse Zeit eine Auszeit erlaubt. Das klingt banal, aber sich selbst zu sagen: »Es ist okay, dass du jetzt etwas anderes machst«, ist schwer, wenn man gleichzeitig den ständigen Druck verspürt, an seinem Buch schreiben zu müssen. Es gibt einfach Lebensabschnitte, in denen die Prioritäten andere sind und auch sein dürfen.

Zum Zeitpunkt des Kurses war ich gerade mitten im Umzug und mein Schreiballtag durcheinander gewirbelt. Das hat mich sehr belastet, weil eine Stimme in mir Druck gemacht hat, alles schaffen zu müssen. Es tat mir gut, mit dieser neuen Perspektive auf meine Situation zu schauen und diese Stimme in mir zu beruhigen: Es ist okay, dass wir gerade nicht schreiben. Wir schreiben später weiter.

Insgesamt ein toller Kurs, mit einem Konzept, das für mich funktioniert. Klare Empfehlung von mir!

Welchen Kurs kannst du empfehlen?

Hast du auch schon einen Kurs rund ums Thema Schreiben gemacht? Hat dir der Kurs geholfen? Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren.

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