Ich stehe in einem leeren Raum, das Nichts nagt an allen Rändern und ich spüre: Ein Partikel Nichts hat sich in mir festgefressen. In meiner linken Herzkammer sitzt es. Dort, wo auch die Mutter wohnt, da beginnt das Nichts mit Mäusezähnen das Nagen. Es schmerzt nicht, doch mir ist bang. Ich fürchte mich vor der Auflösung, denn ich weiß: am Ende wird nichts von mir übrig bleiben.
Weil ich vollkommen wehrlos bin, flattert die Angst so heftig, dass sie sich von mir ablöst, ein Schmetterling wird, mit dunklen Flügeln, die mit jedem Schlag silbrigen Staub verlieren, der leuchtet in der Luft. Und wie er fällt, sammelt er sich als neblige Pfütze zu meinen Füßen, wird quecksilbrig, ein Loch hinaus. Ich sehe nicht, was unter mir ist. Doch es ist der einzige Weg aus dem Nichts und darum springe ich – und weiß bereits im Fallen, dass ich nicht fliehen kann. Das Nichts zerfrisst mir ja bereits die linke Herzkammer. Die Mutter ist schon nicht mehr da. Verschlungen.
Im Fall kommt der Wind auf, der immer aufkommt, wenn ich falle. Ich weiß, wenn ich mich in ihn stelle, dann fliege ich. Doch er trüge mich wieder nach oben. In den leeren Raum, in dem das Nichts wuchert. Ich muss mich mutig fallen lassen, und das Gefühl des Fallens, das in der Magengrube sitzt, bleibt ungebrochen, bis ich mit zuckender Seele erwache.
Erleichterung. Gemischt mit einem flauen Gefühl, das ich erst dem frischen Fall zuschreibe, dem noch grünen Traum. Doch nein. Es ist mehr. Der Traum hat mich noch in seinen Fängen, ich habe ihn mit herübergezogen. Oder er sich. Ein Stück davon ist jedenfalls noch da, denn ich spüre: Das Nichts gräbt und höhlt und nagt mich aus. Starr liege ich im weichen Bett, dem vertrauten Raum. Die Katze greint. Zeit zu füttern. Etwas von mir steht auf, etwas von mir bleibt liegen. Ich kann nichts daran ändern. Es bleibt liegen, denn es ist bereits Teil von etwas anderem geworden. Die Angst lässt nach. Loslassen, fühle ich, gehört dazu. Loslassen tut nur weh, solange man noch festhält. Ich aber kann nichts mehr festhalten. Die Auflösung hat begonnen.
Mit jedem Schritt zur Katze hin verliere ich an Substanz. Und als ich die Tür öffne, hinter der die Katze greint, grollend wie ein Tiger, der Hunger hat sie wachsen lassen, da stehe ich wieder in dem leeren Raum, von dem es nur noch einen winzigen Flecken gibt, der nicht Nichts ist. Groß, wie eine linke Herzkammer, die sterbend zuckt. Und meine schwarze Katze, die mich selten kratzt, balanciert darauf in schwindelfreier Eleganz, faucht gefährlich, Tigerstreifen aus Nichts hat sie nun, ist ein Raubtier, in dessen gelben Augen mich nichts mehr kennt. Nur Hunger glüht in diesen Augen – und ich bin die fette Maus in der Falle. Und als sie springt, um mich zu packen, mit ausgefahrenen Krallen und aufgerissenem Maul, wache ich auf – und stehe in einem leeren Raum.
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