Am 15. August 2024 erscheint die Abschluss-Anthologie unserer BKS-Gruppe 16: »Hellersdorf – Gekommen, um zu schreiben«. Eigentlich war diese Anthologie bereits für November 2023 geplant. Aber es lässt sich nicht immer im Voraus planen, wie Projekte verlaufen.
Meiner Erfahrung nach benötigen Anthologien meist länger in der Umsetzung als eigene Buchprojekte. Denn die Abstimmung mit den anderen Autorinnen und Autoren nimmt viel Zeit in Anspruch. Aber wie Murakami in »Von Beruf Schriftsteller«* so schön sagt:
… die Zeit bestätigt, was durch Zeit gewonnen wurde.
Ich freue mich daher riesig, dass wir dieses Projekt auf die Beine gestellt haben. Insgesamt waren 20 Personen daran beteiligt und ich finde, das Ergebnis kann sich sehen lassen — insbesondere das Cover!
In dieser Cover-Story lasse ich dich wieder teilhaben am Entstehungsprozess bei Fiverr – von der Auftragsvergabe bis zur Abnahme.
Titelsuche
Die Titelfindung war aus zweierlei Gründen eine Herausforderung. Erstens sollten alle Beteiligten die Gelegenheit bekommen, ihre Wünsche zu äußern. Zweitens ist es nicht so leicht, ein Potpourri an unterschiedlichsten Texten zu benennen.
Die verbindenden Elemente zwischen uns Studierenden war der Studiengang selbst sowie der Ort des Studiums. Am Ende stand eine Liste mit mehreren Titel-Vorschlägen zur Wahl:
- Schriftgewandte Seelen
- Papierträume
- Wortakrobatik
- Schreib-UNIversium
- Schreiben verbindet
- Texte zum Gehen und Bleiben
- Berlin
- Hellersdorf – Gekommen, um zu schreiben
- Hellersdorfer Tinte
- Hellersdorfer Tintenspuren
- Hellersdorf
Die Abstimmung ergab, dass die meisten »Hellersdorf – Gekommen, um zu schreiben« präferierten. Ein knapper zweiter Platz gab es für »Hellersdorfer Tinte«. Da beide Titelvorschläge von mir stammten, fand ich sie natürlich wunderbar passend. Denn Hellersdorf, das ist der Berliner Stadtteil, an dem sich die Alice Salomon Hochschule befindet.
Während des Studiums entfachten sich oft Diskussionen darüber, ob Hellersdorf denn nun Berlin sei oder nicht. Gerade für viele auswärtige Studierende passte der Ort so gar nicht zum Bild, das sie von Berlin hatten. Er war eben jwd.
Persönlich empfand ich aber Hellerdorf durchaus als richtiges Berlin – auch wenn es dort anders ist. Weniger hip, deutlich ärmer, dafür aber grüner. Außerdem machte es mich stolz, Studierende einer Hochschule zu sein, die ihren Standort 1998 bewusst von Schöneberg nach Hellersdorf verlegt hat, um den benachteiligten Stadtteil zu stärken und zu beleben.
Der Titel ist für mich eine wunderbare Hommage an diesen besonderen Ort, zu dem jedes Jahr Menschen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum kommen, um dort zu schreiben.
So gut der Titel ist – er hat ein riesiges Problem, wenn’s ums Cover-Design geht: Er ist viel lang. Zumal auch noch ein Untertitel hinzukommen sollte, um die Anthologie näher zu bezeichnen: »Texte & Prosa des BKS-Programms der ASH Berlin«. Eine designtechnische Herausforderung also.
Kontakt mit Cover-Designerin
Nachdem ich nach »Tintenspuren« beschlossen habe, das zweite ASH-Buch von einer anderen Cover-Designerin gestalten zu lassen, fiel meine Wahl auf Vika. Überzeugt hat mich in ihrem Portfolio vor allem, dass ihre Cover einen künstlerischen Touch hatten und der Schriftsatz darauf schließen ließ, dass sie Titel gut setzen kann. Denn der Umgang mit Schriften ist mitunter das Schwierigste am Cover-Design.
Also habe ich mit Vika Kontakt aufgenommen und ihr den Auftrag beschrieben:
Hi Vika, I'm looking for someone who can create a great book cover for my latest project which is a collection of stories by various writers. Here's a short blurb: Since 2006, the master's program "Biographical and Creative Writing" has been offered at ASH Berlin. Each year, it attracts creative individuals from the German-speaking world to Hellersdorf, where they dedicate themselves to writing at the Alice Salomon University. This anthology features short stories, poems, essays, and free writings from the 16th BKS cohort. It offers insights into the diversity of biographical and creative writing. "Hellersdorf – Came to Write" is a moving testament to the students' creative journey. Each text reflects the courage and passion needed to find and use one's own voice. Hellersdorf. We all came to write. ---- I'd be interested in your premium gig. Do you have time? The inside of the book features some graffiti style headers, to introduce each author, and I'd like the book cover not clash with that design choice inside (see picture attached). But apart from that, there are no limitations to your creativity :)
Zur Visualisierung hatte ich ihr auch das Bild einer Autoren-Seite angehängt.
Bereits kurze Zeit später habe ich von Vika die Rückmeldung erhalten, dass sie sich den Auftrag zutraut:
Hello Andrea,
Thank you so much for reaching out! I have time, and I am interested in helping you! The inside of the book is very interesting.
Does each author have different graffiti? That would be interesting to add to the cover.
What would title, subtitle, and how would you name authors on the cover?
Maybe it would be interesting if we put all authors on the cover as a part of the design?
Do you have any wishes for a cover apart from graffiti style from inside?
I look forward to working with you! :)
Have a wonderful day,
VIKA
Ich habe Vika anschließend die notwendigen Informationen geschickt:
Besonders bemerkenswert fand ich an den geforderten Informationen, dass Vika auch um Schlagwörter bat, die das Buchprojekt beschreiben. Sie war die erste Cover-Designerin, die mich das fragte und die auch wissen wollte, ob es ein Print-on-Demand-Buch werden würde.
Als Extra bekam Vika noch eine PDF-Version des Buchs, da mir wichtig war, dass das Cover den Vibe der Innengestaltung aufgreift.
Dann hieß es: abwarten.
Der Entwurf
Sieben Tage später lag der Entwurf vor. Vika hat nur ein einziges Design geschickt, aber das haute mich direkt vom Hocker.
Besonders gelungen fand ich daran, dass die Unmengen an Text, die aufs Cover sollten, ästhetisch geschickt verteilt waren. Das Design war darüber hinaus zeitgemäß und passte zum Innenteil. Auch Vikas Blick fürs Detail hat mich direkt eingenommen, denn die Verläufe beim Farbwechsel waren so gut gemacht.
Einzig die Farbwahl war ein Schmerzpunkt für mich. Rot und Grün? Als Komplementär-Kontrast natürlich prinzipiell eine auffällige Wahl – aber irgendetwas in mir wehrte sich dagegen. Was diesen Widerwillen auslöste, konnte ich aber nicht sagen. Es war ein unangenehmes Bauchgefühl.
Statt direkt meine Bedenken direkt zu äußern und alternative Farbvorschläge zu machen, habe ich das Cover erst einmal ausgewählten Personen zum Feedback vorgelegt. Ich wollte wissen, welchen Gesamteindruck die Personen vom Cover hatten und wie sie die Farben empfanden.
Zwei weitere Personen, die sich mündlich zum Cover äußerten, fanden es cool.
Die beiden Kommentare bezüglich Weihnachten brachte mich zum Nachdenken. Die Farben waren eine typische Weihnachts-Kombination, die runden Punkte wirkten wie Christbaumkugeln. Doch das war es nicht, was mich störte.
Der folgende Eindruck, brachte mich auf die richtige Spur meines inneren Widerstands:
Als langjährige Lehrerin nutze ich kaum mehr Rot, weil mich die Farbe triggert. Rot für alles, das falsch ist. Grün für alles, was richtig ist. Warum war mir nicht von selbst aufgefallen, woher meine Reaktion kam?
Im Umkehrschluss machte genau diese Verbindung zu Schulzeiten die Farbauswahl perfekt für eine Anthologie des Studiengangs »Biografisches und kreatives Schreiben«. Denn wie wir Schreiben und über unser Schreiben denken ist für viele noch durch die Schulzeiten geprägt.
Auch das die Farben die Logo-Farbe der ASH sowie das Grün Hellersdorf aufgriffen, machte die Farbwahl passend. Also beschloss ich, die Farben beizubehalten.
Feedback
Am liebsten hätte ich das Cover genauso übernommen. Denn auch der farbige Buchrücken gefiel mir zunehmend besser. Und der dicht am Rand gesetzte Titel war an Coolness kaum zu überbieten.
Da wir aber Tredition als Print-on-Demand-Anbieter nutzen wollten und ich auch dort (wie bei Amazon) bereits Probleme mit leicht verschobenen Cover hatte, musste eine fehlertolerantere Version erstellt werden.
Zudem erschien mir der Untertitel »des BKS-Programms der ASH Berlin« plötzlich sinnlos. Ein Programm, das Texte schreibt? Blödsinn! Menschen schreiben Texte!
Und wie so oft hatten sich auf dem Klappentext Fehlerchen eingeschlichen, was wieder einmal bewies: Man kann nicht oft genug Korrekturlesen! Diese Fehler hatte ich selbst verbockt und wollte sie daher auch selbst reparieren.
Mein Feedback an Vika beschränkte sich daher auf die beiden ersten Punkte:
Hi Vika,
sorry, I’m getting back to you so late. First of all: I’m really happy with the concept, you nailed it!
One issue that is my fault: I need to change the subtitle slightly: "aus dem BKS-Programm der ASH" (as otherwise it sounds as if the program has written the texts, which would be a mistake). Since that will probably not fit, the alternative would be to get rid of this part of the subtitle and change it completely and write: “der BKS-Gruppe 16” (and make it that 16 is in the green dot, perhaps play around with the size of the number as this is what identifies our group from all the other BKS-groups that came before us and will come after us).
I first was a bit unsure about the color combination with red and green; some viewers gave me the feedback christmasy… but one said something that was quite fitting: red and green are correcting colors (which might be why I disliked them at first – but which also makes them perfect for a book with creative texts, so thanks for the bold choice).
There is one thing that might be an issue, though. When you asked if this was for KDP, did you perhaps really want to know if it was going to be self-published? Thing is, though we will not use KDP for this one, we will use a print-on-demand service. I have made the disappointing experience in the past that print-on-demand books are not printed precisely… I had one print of a different book of mine, where the spine was slightly moved to the right during print, and it showed on the front. Not much, but it was painfully visible. The print on demand service people told me that this was still within the accepted range of error, as printing machines are not adjusted for single prints (only for editions of 2,000 copies or more). Since then, I've made it my best practice to have a spine that is designed in a way that would allow for such slight errors.
Apart from the spine, this might also become an issue with the text being so close to the edge on front and back – though I absolutely love this, and it is so cool. But if it moves two mm to the left or right (which is the range of error they told me I have to accept), the text will be cut.
Could you perhaps adjust this cover accordingly? I hope this can be done and still preserve the trendy look you found for our book! Kudos! :D
Of course, I also spotted some typos on the back cover (which were my mistake)… but since I will receive the source file, I can edit this myself…
Best,
Andrea
Zur Sicherheit beschloss ich noch die überarbeiteten Versionen von »Tintenspuren«* zur Visualisierung eines fehlertoleranteren Covers zu schicken:
Here is an example for what I mean by a more error-resistant spine: the different colored back and front covers were the original; the continuous back/front was the PoD friendlier rework, or the original design.
Finale Version
Bereits einen Tag später konnte ich die bearbeitete Version in Empfang nehmen. Daran gab’s auch nichts mehr zu meckern – und so habe ich die Lieferung mit einem Gefühl der Vorfreude abgenommen.
Auch das fertige Buch war von der Qualität her einfach nur WOW! »Hellersdorf – Gekommen, um zu schreiben« ist das erste Taschenbuch, das ich bei Tredition habe anfertigen lassen.
Auf diesen Erfolg haben wir bei der besten Limonade der Welt im Hilde & Heinz angestoßen:
Was kostet das Cover?
Das Premium-Angebot von Vika kostete insgesamt € 183,88. Weil ich so zufrieden mit dem Ergebnis war, habe ich nach Auftragsabwicklung noch 15 % Trinkgeld gegeben, sodass ich für das Cover von »Hellersdorf – Gekommen, um zu schreiben« insgesamt € 214,24 bezahlt habe.
Ich bin immer noch sehr beeindruckt vom Ergebnis und kann es kaum erwarten, ein weiteres Buch fertig zu haben, damit ich wieder mit Vika zusammenzuarbeiten darf.
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