5 bewährte Strategien, um beim NaNoWriMo durchzuhalten!

5 bewährte Strategien, um beim NaNoWriMo durchzuhalten!

Andrea Hahnfeld

Im November ist es endlich soweit: Der NaNoWriMo beginnt und viele Teilnehmende starten voller Begeisterung in den 30-tägigen Schreibmarathon. Aber wusstest du, dass weniger als ein Fünftel der Schreibenden das Ziel von 50.000 Wörtern erreicht?

Damit du Ende November zu den erfolgreichen 17 % gehörst, habe ich für dich 5 bewährte Basis-Strategien zusammengestellt, um den NaNoWriMo erfolgreich meistern.

Artikel-Überblick

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Du hast schon vom NaNoWriMo gehört, aber keine Ahnung, was dahintersteckt oder warum du mitmachen solltest? Dann lies den ersten Teil dieser Serie: NaNoWriMo – Alles, was du wissen musst, um im November durchzustarten!

NaNoWriMo 2023 – mein erster Schreibmarathon

Bevor ich 2023 in meinen ersten NaNoWriMo gestartet bin, habe ich jahrelang den Wunsch gehegt, selbst einmal mitzuschreiben. Immer kam mir das Leben dazwischen und ich habe die Teilnahme auf später verschoben.

Wenn wir Dinge auf den nächsten Tag verschieben, kann es sein, dass dieser Tag nicht stattfindet. – Gloria Estefan

2023 war mir dann klar: Es wird nicht weniger Leben! Wenn ich mitschreiben möchte, dann muss ich in meinen akutellen Lebensumständen Raum und Zeit dafür schaffen. In meinem Fall bedeutete das: Für die Uni lernen, arbeiten gehen und was sonst noch so anfällt.

Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht – in beiden Fällen hast du Recht.Henry Ford

Also habe ich mir ein Ziel gesetzt, einen Plan gemacht – und durchgehalten, obwohl es schwer war. Die folgenden fünf Strategien haben mir beim Durchhalten geholfen. Sie können auch dir helfen, den NaNoWriMo zu meistern. Verschiebe deinen Wunsch nicht auf später. Du hast jetzt in deinem Leben Zeit dafür!

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Erfolgsstrategie 1 – Mindset, Erwartungshaltung & Notfall-Plan

Der NaNoWriMo ist ein Schreibmarathon. Niemand hat die Erwartungshaltung, dass ein 42km-Lauf leicht wäre. Ähnlich verhält es sich, wenn du dir vornimmst einen Monat lang täglich 1.667 Wörter zu schreiben.

Stelle dich auf anstrengende 30 Tage ein. Rechne damit, dass es Tage geben wird, an denen du dich zum Schreiben zwingen musst. Gehe sicherheitshalber davon aus, dass du dich die meisten Tage unmotiviert fühlst.

Bereite dich also innerlich auf den NaNoWriMo vor, als würdest du einen Marathon laufen – und mache dir einen Plan für die Tage, an denen es schlecht läuft.

Es schadet nicht, auf das Beste zu hoffen, solange du auf das Schlimmste vorbereitet bist. – Stephen King

Für deinen Notfall-Plan kann ich dir nur den Tipp geben: Kenne dich selbst! Überlege eine Handvoll Strategien, die du anwenden kannst, wenn für dich typische Symptome auftreten – und bei denen du dir ziemlich sicher bist, dass sie dir helfen. Hier ein paar Beispiele aus meinem Notfall-Plan:

  • Selbstzweifel → gutes Zureden, motivierende Zitate lesen und sich vor allem bewusst machen, dass der erste Entwurf nicht das fertige Buch ist.
  • Täglich schreiben → liebevoll: mich mit Worten wie »nur 10 Minuten« oder »eine Pomodoro-Runde schaffst du« motivieren; streng: »Nein, es gibt erst Netflix, wenn du geschrieben hast«.
  • Das ungute Gefühl es nicht »richtig« zu machen → Podcasts hören, wie andere sich während des NaNoWriMo gefühlt haben.
  • Überarbeiten wollen → laut sagen: »Überarbeiten ist für später! Jetzt schreiben wir erst.« und mir zur Beruhigung meiner inneren kritischen Stimme, Überarbeitungsnotizen in mein Schreibjournal oder direkt als Markup-Kommentar (++) in den Text machen.

Auf jeden Fall ist es sehr hilfreich, wenn du dich vorab grob mit den Phasen des NaNoWriMo vertraut machst. Viele Schreibende erleben diese nämlich ähnlich!

Woche 1

Die ersten sieben Schreibtage werden dir vermutlich leicht fallen, denn deine Motivation ist am höchsten. Nutze diese Zeit, um möglichst viel zu schreiben.

Die erste Woche des Schreibens ist eine explosiv produktive, kreative Phase. [...] Darum ist die erste Woche perfekt, um einen komfortablen Vorsprung beim Wortziel aufzubauen. Wenn du nach dem Schreiben der täglichen 1.667 Wörtern noch nicht erschöpft bist, schreibe weiter bis zu 2.000 Wörtern. [...] Wenn du in der zweiten Woche ankommst, wirst du dir für dieses Polster sehr dankbar sein. (aus: No Plot, No Problem* von Chris Baty)

Woche 2

Ab der zweiten Woche wird das Schreiben schwerer. Du merkst, wie viel 1.667 Wörter pro Tag, jeden Tag (!) wirklich sind. Rechne auch mit einer aufkommenden Unzufriedenheit mit deiner Geschichte im Besonderen oder deiner Art zu schreiben im Allgemeinen. Das ist normal und ergeht vielen Schreibenden so!

Denke an Isaac Newtons Gesetz der Bewegung: Ein Objekt, das sich bewegt, bleibt in Bewegung. Das gilt besonders in der zweiten Woche. Du bist letzte Woche mit voller Energie gestartet. Jetzt merkst du, dass alles, was du schreibst, nicht nur abgedroschen klingt, sondern auch langweilig und hässlich ist. Gut so! Du bist genau auf dem richtigen Weg! – Rachel Herron (aus: No Plot, No Problem* von Chris Baty)

Überlege dir vorab eine Motivationsstrategie, die dir hilft, trotz aller Selbstzweifel weiterzuschreiben. Sei vor allem liebevoll mit dir!

Achte darauf, wie du mit dir selbst sprichst, denn du hörst dir zu.
Lisa M. Hayes

Mir hat an dieser Stelle geholfen, mir immer wieder bewusst zu machen, dass es »nur« ein erster Entwurf ist und es kein Meisterwerk sein muss. Ich habe versucht, meinen »Shitty First Draft« mit Humor zu sehen. Außerdem habe ich selbst kleine Pausen für Schreibsprints genutzt, um sicherzustellen, dass sich die zu schreibenden Wörter nicht aufstapeln.

Woche 3

Ab Woche 3 erfahren viele Schreibende einen Aufwind, der ihnen beim Schreiben hilft. Die Hälfte der Wortanzahl ist geschafft und aufgrund der täglichen Beschäftigung mit dem Plot und den Figuren, nimmt die Geschichte ein Eigenleben an.

Das Beste an Woche 3 ist die Erkenntnis, dass du genug Ideen hast, um einen ganzen Roman zu schreiben. – Michelle Breckon, 5-fache NaNoWriMo-Gewinnerin aus Malaisien (aus: No Plot, No Problem* von Chris Baty)

Es kann dir aber auch wie mir ergehen: Der erhoffte Aufwind kommt nicht. In diesem Fall helfen dir die Strategien, die du dir für Woche 2 zurecht gelegt hast: tägliches Weiterschreiben & liebevolles Zureden. Du schaffst das, nur nicht aufgeben! Alles gehört zum Prozess. Auch ein schlechter erster Entwurf ist ein guter erster Entwurf! (siehe Erfolgsstrategie #8).

Hier ein paar weitere Erfahrungen, die NaNoWriMo-Gewinnerinnen im Buch No Plot, No Problem* von Chris Baty teilen:

Das Nervigste für mich ist die plötzliche Erkenntnis, dass ich mit meinem Wortziel schon halb durch bin, aber erst ein Drittel der Handlung geschafft habe. – Mara Johnstone, 10-fache NaNoWriMo-Gewinnerin aus Californien
Das ständige Hin und Her! An einem Tag bist du oben (juhu! Ich bin im Flow! So viele Wörter!) und am nächsten Tag bist du wirklich, wirklich down (alles ist immer noch echt beschissener Unsinn). In den ersten Jahren dachte ich, das sei nur bei mir so, aber mittlerweile weiß ich, dass es Teil des Prozesses ist. – Maarije Schaake, 9-fache NaNoWriMo-Gewinnerin aus den Niederlanden
Vertraue dem Prozess – und dir selbst. Es ist in Ordnung, planlos zu sein und keine Ahnung zu haben, was du tust. Schreibe einfach ein Wort nach dem anderen, und interessante, unerwartete Ideen werden auftauchen. Bestimmt! – Emily Bristow, 11-fache NaNoWriMo-Gewinnerin aus Texas

Woche 4

In dieser Woche wirst du dein Ziel erreichen. Sollte es dir ergehen wir mir, dann empfindest du das tägliche Schreiben zwar immer noch als anstrengend, aber hast die Gewissheit, dass deine Beweältigungsstrategien dich über die Ziellinie tragen werden. Gleichzeitig konnte ich spüren, dass in mir eine Stimme laut wurde die sagte: Du bist so weit gekommen, den Rest schaffst du jetzt auch! Aufgeben, wenn man bereits 35.000 Wörter geschrieben hat? Niemals!

Hier ein paar weitere Erfahrungen von NaNoWriMo-Gewinnerinnen aus dem Buch No Plot, No Problem*:

Mein Lieblingspart ist der Blick zurück auf den Roman, den ich ursprünglich schreiben wollte, und der Vergleich mit dem fast fertigen Manuskript, das ich jetzt in den Händen halte. Ich liebe es, ein kleines Tribut an den Roman einzufügen, den ich ursprünglich geplant hatte, sei es ein Cameo-Auftritt des ursprünglichen Protagonisten, bevor der komische Nebencharakter das Zepter übernommen hat, oder eine Anspielung auf die Zeitreise-Handlung, die ich am ersten Tag verworfen habe. – Beth Carter, 9-fache NaNoWriMo-Gewinnerinnen aus Washington
Hör nicht auf die Stimme in deinem Kopf, die sagt, 38.000 Wörter sind in Ordnung. – Darlene Reiley, 6-fache NaNoWriMo-Gewinnerinnen aus Washington

Rückblickend würde ich sagen: Das richtige Mindset hat mir am meisten geholfen, den NaNoWriMo zu schaffen. Und dass auch du deine Einstellung vorab genau überprüfen solltest, will ich dir mit dieser kleinen Anektdote verdeutlichen:

In einem Vortrag habe ich über meine NaNoWriMo-Erfahrung berichtet. Dabei erzählte ich unter anderem, dass ich im November auf einiges verzichtet habe, damit der NaNoWriMo auch wirklich klappt. Ich hatte mir sogar ein paar Tage Urlaub genommen. Eine der Zuhörerinnen kommentierte:

Du hast also gelebt wie ein Mönch.

Und genau das ist der Unterschied! Zum erfolgreichen Mindset gehört auch, wie du die investierte Zeit bewertest.

Verzicht vs. Investition

Im November musst du deine Prioritäten verändern, vielleicht auch Dinge weglassen, die du sonst gerne tust (siehe Erfolgsstrategie #3). Das kannst das entweder als Verzicht bewerten, der deine Lebensqualität schlechter macht. Oder du machst es wie ich: Du bewertest diese Investition deiner Zeit positiv, weil du dir einen lang ersehnten Wunsch erfüllst. Du hast dir ein anstrengendes Ziel gesetzt und schaffst Bedingungen, um es zu erreichen. Ende November wirst du mit Stolz auf diese Zeit, deine Anstrengungen und deinen Erfolg zurückschauen. Und du wirst sehen: Es ist ziemlich egal, wie dein erster Entwurf geworden ist. Am Ende zählt nur, dass du ihn tatsächlich fertig geschrieben hast. Dein Selbstwertgefühl steigt und du bist ein Stück weitergekommen auf deinem Weg als Schriftstellerin. Im NaNoWriMo geht es täglich um nur eine Sache:

Tu heute etwas, wofür dir dein zukünftiges Ich danken wird. – Sean Patrick Flanery
Erstelle dir deinen persönlichen Notfall-Plan. Recherchiere Zitate, die dich motivieren. Überlege dir 4-5 Strategien, für Momente, in denen dir die Zeit oder Lust fehlen und du aufgeben möchtest. Mache dich mit Online-Ressourcen vertraut (Podcasts, Artikel), die du dir anschauen kannst, wenn du die Hoffnung verlierst. Schreibe einen Brief an dich selbst. Kurz: Nimm in deinen Notfall-Plan alles auf, von dem du glaubst, dass es dir helfen könnte, wenn du auf Hindernisse stößt. Stell sicher, dass du für jedes erdenkliche Hindernis eine Strategie hast.

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Erfolgsstrategie 2 – Preptober

Aus den Worten prepare (englisch vorbereiten) und October ist ein neues Wort entstanden, das in der Schreibszene mindestens genauso bekannt ist wie der NaNoWriMo: Preptober. Viele Schreibende nutzen den Oktober, um sich auf ihr NaNoWriMo vorzubereiten.

Zur Vorbereitung zählt einerseits, dass du dich im Allgemeinen auf den NaNoWriMo vorbereitest, indem du dir Zeit freischaufelst (Erfolgsstrategie #3) und einen Notfall-Plan machst (Erfolgsstrategie #1).

Im Besonderen geht es beim Preptober aber auch darum, eine grobe Idee für dein Buch-Projekt zu entwickeln, damit dir das Schreiben während des NaNoWriMo leichter fällt.

Auf der NaNoWriMo-Seite findest du dazu viele englischsprachige Ressourcen und kannst im Oktober sogar ein NaNo Prep 101 Zertifikat machen.

Für einen erfolgreichen Preptober ist wichtig, dass du nicht zu viel vorbereitest. Beschränke dich auf eine Idee, eine Hauptfigur, einen groben Plot sowie ein Setting. Als kleinen Einstieg ins schnelle und spielerische Plotten empfehle ich dir die Methode des Speedplotting.

Speedplotten – in 30 Minuten eine Geschichte

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Diese Übung macht am meisten Spaß, wenn du sie mit 2-3 anderen Autor:innen machst. Ihr könnt auch gemeinsam jeweils mehrere Plots entwerfen, die dann die Basis für eure jeweiligen NaNoWriMo-Projekte werden.
  • Überlege dir eine Hauptfigur.
  • Was ist ihre Charakterschwäche, ihr Makel?
  • Was ist ihr äußeres Ziel? → Das äußere Ziel treibt die Handlung voran. Dieses Ziel ist, was die Hauptfigur glaubt zu wollen.
  • Was ist ihre innere Sehnsucht? → Die innere Sehnsucht ist das, was deine Hauptfigur tatsächlich möchte. Aber das wird ihr natürlich erst gegen Ende bewusst. Diese Sehnsucht erfüllt sich in einer Geschichte mit Happy End immer.

Stelle dir anschließend ein paar erweiternde Fragen:

  • Was treibt deine Hauptfigur an?
  • Woher kommt ihr Makel?
  • Was passiert in dem Moment, an dem ihr Alltag sich plötzlich und unwiderruflich verändert? → Das auslösendes Moment ist dann perfekt, wenn es für deine Hauptfigur keinen Weg mehr zurück ins normale Leben gibt.
  • Welche Hindernisse stehen ihr im Weg, um ihr Ziel zu erreichen? → Erfinde hier 10-15 mögliche Szenen & Ereignisse, bei denen du richtig Lust hättest, sie zu schreiben.
  • Welche Katastrophe erwartet deine Hauptfigur? → Alles scheint im dunkelsten Moment für deine Hauptfigur verloren: Sie erreicht ihr äußeres Ziel nicht und auch ihre Sehnsucht scheint sich nie zu erfüllen – oder sie erreicht das äußere Ziel und merkt: Mensch, das wollte ich ja gar nicht; in jedem Fall wird deiner Hauptfigur ihre Sehnsucht in diesem Moment schmerzhaft bewusst und sie glaubt sich ihrem Glück weiter entfernt als je.
  • Wie sieht die überraschende Wende, das Happy End aus? → Löse die Geschichte auf, indem deine Figur ihre Sehnsucht erreicht (Komödie) oder nicht erreicht (Tragödie). In jedem Fall hat sie sich zu einem anderen Menschen entwickelt.
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Denke dir einen Plot aus, der dir richtig Lust macht, die Geschichte zu schreiben. Kreativität heißt übrigens auch, sich mehrere Dinge auszudenken – und die schönste Idee zu wählen. Tipp: Statt eines Plots überlege dir fünf!

Bist du neugierig, wie ein solcher Plot aussehen könnte? In diesem Artikel zeige ich dir einen Plot, den ich mit zwei Kolleg:innen in einer halben Stunde entwickelt habe und der sich wunderbar für ein NaNoWriMo-Projekt eignen würde: »Speedplotting: Romanidee in 30 Minuten«.

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Unerfahren im Plotten? Du kannst dir die Story-Struktur auch von deinem Lieblingsbuch leihen. Diesen Trick wenden viele Autorinnen an – auch ich habe mir die Struktur meiner ersten Erzählung »The Marvelous Misfits of Westminster«* geborgt. Mehr zur Blueprint-Methode erfährst du im Artikel: Schreiben nach Blueprint.
Erstelle dir einen Plot, der ausgefeilt genug ist, damit du im November direkt loslegen kannst – und der dir genug Raum lässt, um kreativ, frei und locker zu schreiben.

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Erfolgsstrategie 3 – Zeit finden

Je nach deiner Tippgeschwindigkeit, brauchst du etwa 60-120 Minuten jeden Tag, um 1.667 Wörter zu schreiben. Diese Zeit musst du in deinem Tagesablauf finden. Um Zeit zu finden, solltest du genau wissen, wie du deine Zeit überhaupt gewöhnlich verbringst.

Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen. – Seneca

Mache dir rund sieben Tage lang eine Liste zu deinen Tagsabläufen. Schreibe vom Aufstehen bis zum Ins-Bett-Gehen akribisch auf, wie du deine Zeit verbracht hast. Du kannst dafür dieses Arbeitsblatt von Laura Vanderkam nutzen. Werte anschließend deine Zeit aus. Gibt es typische Zeitfresser in deinem Tag?

Hier ein nicht ganz untypischer »freier« Tag aus meinem Leben. Da ich Teilzeit arbeite, schreibe ich an meinen freien Tagen oder bereite Sachen für die Masterarbeit vor. Doch meist sorgt die viele verfügbare Zeit dafür, dass ich nicht gerade effizient mit ihr haushalte:

Zeit Was Auswertung
8:30 Uhr Wecker klingelt, ich war zu müde und hab noch weiter geschlafen wünschenswert
10:30-10:50 Uhr Katzenklos sauber machen, Tiere füttern, Kaffee machen wichtig
10:50-11:15 Uhr gelesen wünschenswert
11:15-11:25 Uhr mit Freundin per Signal gechattet könnte ich auch kürzen
11:25-11:40 Uhr Toilette Zeit könnte ich auch zum Schreiben nutzen
11:40-12:30 Uhr Spazieren gehen mit dem Hund wichtig
12:30-13:00 Uhr Bücher für Masterarbeit recherchiert wichtig
13:00-13:20 Uhr Mittagessen wichtig
13:20-17:10 Uhr Bücher für Masterarbeit quergelesen & weiter recherchiert wichtig
17:10-17:30 Uhr mit C. telefoniert könnte ich auch kürzen
17:30-20:15 Uhr langer Spaziergang mit dem Hund wünschenswert
20:15-22:00 Uhr Essen, Youtube, mit Freundin per Signal gechattet könnte ich auch lassen
22:00-22:47 Uhr mit C. telefoniert könnte ich auch kürzen

Bei mir lässt sich sofort feststellen, dass ich einige Tätigkeiten verknüpfen (z.B. Spazieren gehen und telefonieren) und andere Tätigkeiten reduzieren könnte (z.B. Youtube/Netflix).

Nehmen wir mal an, dass du wie die meisten Menschen zehn bis vierzehn Stunden pro Woche freie Zeit verfügbar hast, indem du einfache Einschränkungen deiner Freizeitaktivtäten vornimmst. Wenn das der Fall ist, lass alles andere in deinem Leben so wie es ist. [...] Tatsächlich ist es das Beste, was du für dich selbst, dein Manuskript und die Menschen um dich herum tun kannst: Behalte deine bestehenden Routinen so gut wie möglich bei. (aus: No Plot, No Problem* von Chris Baty)

Was aber, wenn sich bei dir tatsächlich keine großen Zeitfresser finden? Dann achte auf die kleinen Möglichkeiten, Zeiträume miteinander zu verknüpfen:

  • Du könntest schreiben, während du auf der Toilette sitzt.
  • Du könntest schreiben, während du mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fährst.
  • Auch die Mittagspause eignet sich für eine kleine Schreibrunde.
  • Auf Spaziergängen könntest du deine Geschichte auch ins Handy diktieren.
  • Du könntest auf der Arbeit schreiben (doch Achtung: Das solltest du dann lieber nicht an die große Glocke hängen).

Du musst also nicht unbedingt zwei Stunden früher aufstehen, um Zeit fürs Schreiben zu finden. Du kannst auch deine vorhandene Zeit anders priorisieren und nutzen.

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Falls du dir das frühe Aufstehen jedoch vorstellen kannst: Der frühe Morgen ist eine ausgezeichnete Schreibzeit – gerade, wenn du Familie hast. Früh morgens ist dein Geist noch frisch und besonders kreativ, weshalb viele Schreibende in dieser Zeit arbeiten. Außerdem schlafen alle noch. Du kannst ungestört schreiben und hast dein Tagesziel bereits erreicht, ehe die anderen aufstehen. Streiche dazu einfach die Freizeitaktivität am Abend und gehe früher ins Bett.

Ich selbst bin realtiv frei und habe weder Kinder noch einen Vollzeitjob. Doch das bedeutet nicht, dass nur Menschen mit viel freier Zeit überhaupt am NaNoWriMo teilnehmen können.

Wenn du keine unwichtigen Aktivitäten hast, auf die du weglassen kannst, musst du wünschenswerte Aktivitäten reduzieren, die du gerne tun möchtest. Da diese wichtiger sind, solltest du sie nicht komplett streichen. Besser ist es, ihre Frequenz zu reduzieren. (aus: No Plot, No Problem* von Chris Baty)

Hier die fünf besten Tipps für Leute mit wenig Zeit:

  • Probiere vorher aus, wann Schreibzeiten für dich am besten funktionieren (morgens, mittags, abends, am Wochenende). Eine Schreibzeit ist dann perfekt, wenn du feststellst, dass du in dieser Zeit viel geschrieben bekommst.
  • Plane dann deine Schreibzeit fest ein und halte dich daran!
  • Sprich mit deiner Familie und bitte sie um Unterstützung. Sie können dich tatkräftig unterstützen, indem sie Aufgaben (wie kochen oder putzen) übernehmen. Oder ihre Unterstützung zeigen, indem sie dich beim Schreiben nicht stören. Toll ist es auch, wenn du in der Familie jemanden hast, der dir Mut zuspricht und die richtigen Worte für dich findet, wenn du kurz davor bist, aufzugeben.
  • Halte dir den November bereits vorab möglichst frei (sowohl auf der Arbeit als auch privat) und übernimm keine neue Aufgaben. Plane vielleicht auch ein paar Tage Urlaub ein.
  • Entlaste deine Zeit, indem du für den November vorkochst und Mahlzeiten einfrierst. Auch Essensboxen wie Hello Fresh können deine Alltagsroutine erleichtern, weil du weder einkaufen noch dir über die tägliche zermürbende Frage »Was koche ich heute?« den Kopf zerbrechen musst.

Chris Baty gibt in seinem Buch No Plot, No Problem* den folgenden generellen Tipp:

Verzichte einen Monat lang auf jede Aktivität, die du aufgeben kannst, ohne eine Katastrophe zu verursachen.

Zur geistigen Vorbereitung empfehle ich dir auch das sehr lesenswerte Buch von Laura Vanderkam 168 Hours: You Have More Time Than You Think* oder sieh dir ihren TED-Talk auf YouTube an: How to gain control of your free time.

Zeit ist äußerst elastisch. Zwar können wir nicht mehr Zeit erschaffen, aber unsere Zeit dehnt sich, um das möglich zu machen, was entscheiden in ihr tun zu wollen. Der Schlüssel zum Zeitmanagement besteht darin, unsere Prioritäten so zu behandeln, als wären sie das Äquivalent eines kaputten Wasserboilers. [...] »Ich habe keine Zeit« bedeutet in Wahrheit »Es ist mir nicht wichtig.« (aus: How to gain control of your free time)

Denke bei deiner Suche nach verfügbarer Schreibzeit auch immer daran, dass es um ein langfristiges Ziel geht, für das du kurzfristige Wünsche und Bedürfnisse bewusst einen Monat lang zurückstellst.

Wenn ein Ziel es wert ist, verfolgt zu werden, dann ist dieses Ziel auch wert, dass du dir die Zeit in deinem Alltag dafür freihältst, um es zu erreichen. – Jill Koenig
Mache dir einen Zeitplan für November, in den du deine Schreibzeiten fest einplanst. Stelle sicher, dass du verschiebbare Termine in einen anderen Monat verlegst. Reiche gegebenfalls auf der Arbeit einige Tage Urlaub ein. Kurz: Schaffe alle zeitlichen Bedingungen, um einen erfolgreichen NaNoWriMo zu ermöglichen.

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Erfolgsstrategie 4 – Go Public

Wenn du jetzt denkst: Bei meinem ersten NaNoWriMo halte ich meine Pläne, in 30 Tagen ein Buch zu schreiben, besser geheim. Es könnte ja sein, dass ich es nicht schaffe und dann blamiere ich mich. Dann nutzt du ein wichtiges Erfolgsinstrument nicht: Accountability.

Nichts macht es schwieriger, sich von einer Aufgabe zurückzuziehen, als zuvor in allen Details bei Freunden und Familie damit geprahlt zu haben. (aus: No Plot, No Problem* von Chris Baty)

Die Accountability-Strategie (engl. für Verantwortlichkeit) wirkt, indem sie externen und internen Druck schafft und dich so zwingt, Verantwortung für dein Handeln zu übernehmen. Dabei greifen mehrere Faktoren ineinander:

  1. Verbindlichkeit schaffen: Wenn du weißt, dass du dich vor jemandem oder dir selbst rechtfertigen musst, steigt deine Motivation konsequent zu handeln.
  2. Disziplin erhöhen: Die Accountability-Strategie fördert deine Selbstdisziplin. Denn wenn du dich verpflichtet fühlst, dein Ziel zu erreichen, dann wird es schwieriger, Ablenkungen oder Ausreden gelten zu lassen.
  3. Unterstützung erhalten: Indem du andere Menschen über deine Pläne informierst, kannst du auch eher Unterstützung von ihnen erhalten. Du lässt sie teilhaben und sie sind für dich da, wenn du Schwierigkeiten hast und Rat brauchst.

Du kannst auf unterschiedliche Art und Weise für Accountability sorgen.

  • Soziale Verpflichtung: Teile in den Sozialen Medien deine Absicht, den NaNoWriMo erfolgreich zu meistern und informiere dein Umfeld regelmäßig über deine Fortschritte.
  • Emotionale Verpflichtung: Eine weitere Möglichkeit wäre, einer geliebten (verstorbenen) Person zu versprechen, dass du alles dafür tun wirst, den NaNoWriMo ihr zu Ehren zu meistern. Du könntest dir beispielsweise vornehmen: Ich gewinne den NaNoWriMo für meine verstorbene Großmutter, die immer wollte, dass ich schreibe. Sie wäre unglaublich stolz auf mich. Du bist dir unsicher, ob eine Absprache mit dir selbst ausreicht, um dich daran zu halten? Dann mache dieses Versprechen öffentlich!
  • Schreiben für den guten Zweck: Du könntest Menschen in deinem Umfeld dazu bewegen, für jedes geschriebene Wort, Geld zu spenden – und so mit deinem NaNoWriMo einen guten Zweck unterstützen. Das funktioniert besonders gut, wenn du jemanden findest, der die erschriebene Spenden-Summe verdoppelt, wenn du die 50,000 Wort-Marke erreichst.
  • Schreiben, um den bösen Zweck zu vermeiden: Diese Methode ist die stärkste Accountability-Strategie und ideal für dich, wenn du merkst, dass dir die anderen noch zu viel Spielraum lassen, dein Ziel nicht zu erreichen. Such dir eine Organisation aus, der du unter keinen Umständen Geld spenden würdest, weil du ihre Werte verabscheust. Dann wähle eine Summe, die dir wirklich weh tut – du musst den Schmerz spüren! Gib das Geld vorab einer Vertrauensperson mit der Anweisung, es dieser Organisation zu spenden, falls du es nicht schaffst, den NaNoWriMo zu meistern.
Verantwortlichkeit ist der Klebstoff, der die Verpflichtung mit dem Ergebnis verbindet. – Bob Proctor

Schweige also nicht über deine Absicht, den NaNoWriMo erfolgreich zu meistern, sondern posaune sie möglichst weit in die Welt hinaus. Kenne dich dabei gut genug selbst, um die Accountability-Strategie zu wählen, die dich am ehesten verpflichtet, den NaNoWriMo tatsächlich durchzuhalten.

Wähle die für dich wirksamste Accountability-Strategie und wende sie sofort an, ohne lange darüber nachzudenken.

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Erfolgsstrategie 5 – Gemeinsam schreiben

Es fällt leichter zu schreiben, wenn andere ebenfalls schreiben. Versuche vorab Menschen zu finden, die das gleiche Ziel haben. Vielleicht könnt ihr euch in einem Café treffen. Dann heißt es: Schreibzeug raus und losschreiben. Wichtig ist, dass ihr euch Regeln gebt, sodass ihr auch wirklich schreibt und nicht ins Quatschen kommt, weil ihr euch vor dem Schreiben drückt.

Wenn du schon länger Belletristik schreibst, bist du vielleicht bereits Mitglied einer Schreibgruppe. Die typische Schreibgruppe ist jedoch oft eher eine Lesegruppe. [...] Die Gruppe, die du für den NaNoWriMo bilden möchtest, sollte jedoch anders sein: Hier geht es darum, sich zu treffen, um tatsächlich zu schreiben – kein Austausch, keine Kritik, kein Feedback. Nur pure, unverfälschte Ergebnisse. (aus: No Plot, No Problem von Chris Baty)

Beginnt zu einer festen Uhrzeit und vereinbart, wie ihr euch gegenseitig zum Schreiben motivieren wollt. Gut funktioniert, eine feste Schreibzeit zu vereinbaren, in der man einander nicht unterbricht. Danach ein kurzer Austausch: Was lief gut? Was lief weniger gut? Woran wollt ihr am nächsten Tag arbeiten? Ihr könnt auch in kürzeren Sprints schreiben, indem ihr die Pomodoro-Technik nutzt.

Falls du selbst keine Gruppe auf nanowrimo.org findest oder gründen möchtest: Unibliotheken sind ein guter Arbeitsort.

Finde Menschen, die ebenfalls den NaNoWriMo meistern wollen – und vereinbare mit ihnen Möglichkeiten, wie ihr euch im November zu Schreibsessions (vor Ort oder Online) treffen wollt.

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Und jetzt bist du am Zug!

Mit diesen fünf bewährten Basis-Strategien bist du bestens gerüstet, um beim NaNoWriMo durchzustarten!

Wenn du dir jetzt denkst: »Doppelt gemoppelt hält besser!«, dann empfehle ich dir den dritten Teil dieser Serie. Dort verrate ich dir fünf weitere Erfolgsstrategien, mit denen du spielend über die Ziellinie fliegst: »Secret Sauce: 5 zusätzliche Strategien, um den NaNoWriMo zu gewinnen!«

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Quellen

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