So sterben wir

So sterben wir

Andrea Hahnfeld

Interessierst du dich im Detail dafür, wie Menschen sterben? Erschreckt dich der Tod nicht? Auch nicht dein eigener? Dann ist das Sachbuch So sterben wir* von Roland Schulz, das Buch, das du immer schon lesen wolltest. Aber Achtung: Das Buch ist nichts für Zartbesaitete!

Wer hat’s geschrieben?

Roland Schulz ist Reporter, der für seine preisgekrönten Reportagen bekannt ist. 2018 veröffentlichte er mit So sterben wir* sein erstes Sachbuch. Das Buch entstand aus einem persönlichen Impuls heraus. Roland Schulz war vor kurzem Vater geworden und hatte sich tief ins Thema Geburt eingelesen. Da er ein neugieriger Mensch ist, wollte er auch mehr über das andere Ende des Lebens erfahren – und wurde überrascht:

Doch in den Sälen, in denen Bücher bis zur Decke Spalier standen, schien es nichts zum Sterben zu geben. […] Die Bibliothek hat zwei Stockwerke […] ellenlange Reihen zu Anästhesie und Radiologie, von einem einzigen Band zur Geburtshilfe existieren knapp zwei Dutzend Exemplare. Aber vom anderen Ende des Lebens – nichts. […] Schließlich fand ich, ganz hinten, gleich neben der Naturheilkunde, eine schmale Spalte im Regal: die Palliativmedizin; jene Disziplin, die sich dem Sterben widmet. Der dickste Band dort, das »Lehrbuch der Palliativmedizin«, umfasst fast 1400 Seiten. Das Kapitel über den unmittelbaren Sterbeprozess ist neun Seiten lang. Zwei Stockwerke Wissen. Neun Seiten Sterben. […] Um diese Idee [für das Buch] in die Tat umzusetzen, musste ich mich auf die Suche nach etwas machen, was es im Sterben eigentlich gar nicht gibt: einen archetypischen Sterbenden, der möglichst viele Aspekte des Sterbens in sich vereint – die Kunstfigur eines »Otto Normalsterbenden«. Ich begann, mich mit Menschen zu treffen, die sich mit dem Sterben auskennen: nicht nur Ärzte, sondern auch Krankpfleger, Hospizhelfer, Gerichtsmediziner, Professorinnen der Palliativmedizin. Ich hangelte mich von Person zu Person, immer wieder fragend, wer sonst noch mit seinem Wissen dazu beitragen könnte, meinen »Otto Normalsterbenden« Stück für Stück zusammenzusetzen, wie ein Mosaik. […] Ich bat einen Betstatter darum, bei ihm mitarbeiten zu dürfen, begleitete Leichenbeschauer und Standesbeamte bei ihrem Dienst, besuchte Krematorien und Aussegnungshallen. – So sterben wir*, S. 226-230

Herausgekommen ist ein beachtliches Buch, das in seiner Offenheit vermag, einem die eigene Endlichkeit unerbittlich vor Augen zu führen.

Warum habe ich’s gelesen?

Ein eher trauriger Anlass hat mich bewegt, das Buch So sterben wir* von Roland Schulz zu kaufen: Eine Familienangehörige hatte eine Krebsdiagnose bekommen und es zeichnete sich ab, dass ihr Sterben wahrscheinlich war. Ich wollte das Buch für mich, aber auch für sie lesen. Damit ich Fragen beantworten könnte, wenn es so weit wäre. Und damit ich wissen würde, was uns erwartet und mich darauf vorbereiten könnte.

Eigentlich hatte ich in der Buchhandlung ein anderes Buch gesehen und wollte mir dieses bestellen: 99 Fragen an den Tod.* Aber ein weiteres Buch tauchte in den Amazon-Empfehlungen auf: So sterben wir* von Roland Schulz. Also habe ich das einfach dazu gekauft.

Ein Spontankauf, zu dem ich mich aufgrund des Lobs in den Rezensionen habe bewegen lassen. Und was soll ich sagen: Das Buch ist großartig!

Allerdings: Egal wem ich es empfehle, niemand will es lesen. Seltsamerweise interessiert sich kaum jemand dafür, wie das mit dem Sterben und dem Tod ist. Alle scheinen das Thema lieber zu verdrängen. Ich finde aber: Du solltest nicht erst im Sterben liegen, bis du dir dieses Buch holst. Besser ist es, du weißt zeitig darüber Bescheid. So kannst du Dinge für dich und deine Familie vorbereiten.

Dennoch: Aufgrund des Themas und, wie es dargestellt ist, solltest du der Mensch für So sterben wir* sein oder zumindest bereit, dich darauf einzulassen.

Worum geht’s?

Das Buch behandelt das Sterben in drei großen Abschnitten: Sterben, Tod, Trauer – und jeder Einzelne davon erzählt dir im Detail, wie die jeweiligen Prozesse funktionieren. Das Sachbuch ist deshalb so besonders, weil es eine sehr drastische Perspektive wählt, aus der Sterben und Tod geschildert werden: deine eigene. Der Journalist Roland Schulz hat sich vorgenommen, den »Otto Normalsterbenden« zu zeigen. Die Kunstfigur, die er dafür erschafft, bringt er durch die Du-Form ganz nahe an die Lesenden heran. Besonders im ersten Kapitel ist das mitunter eine existenzialistische, erschütternde Erfahrung. Denn du nimmst im Abschnitt »Sterben« die Perspektive der sterbenden Person ein.

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