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Kreativ in Dieflen – We Write Again

Kreativ in Dieflen – We Write Again

Andrea Hahnfeld

Das erste Schreibwochenende in Dieflen hat nicht nur mich umgehauen – alle Teilnehmenden waren begeistert, wie viel sie an nur zwei Tagen geschafft haben! Kein Wunder also, dass viele schon im September 2025 beim zweiten Schreibretreat wieder dabei sein wollen – auch ich war wieder mit von der Partie.

Die wunderbare Beatrice Sonntag hat alles für uns organisiert, von Hotel bis hin zu den kleinen Schreibübungen. In diesem Jahr schlossen sich neben den bereits bekannten Autorinnen auch neue Schreibende aus der Saarbrücker Autor:innen-Gruppe an.

Wieder ging's ins Hotel Bawelsberger Hof in Dieflen. Ablenkungsfreier als in Dieflen kann man kaum schreiben. Hier steppt der Bär selten. Aber wenn er steppt, dann richtig! Denn Dieflen hat eine Besonderheit für Liebhaberinnen fantastischer Literatur: den Drachenwinkel. Dieser Buchladen ist aufgrund seines Sortiments und seines Veranstaltungsprogramm deutschlandweit einzigartig.

Am Freitag, 5. September 2025 bin ich schon früh angereist – wie es sich gehört mit Bus und Bahn. Ich hatte davor eine stressige Zeit, lange nicht mehr geschieben und konnte es ehrlich gesagt kaum erwarten, mich drei Tage nur mit dem Schreiben zu beschäftigen.

Als ich in Dieflen ankam, strahlte die Sonne – die anderen waren noch nicht eingetroffen – aber der Drachenwinkel war noch offen. Eine perfekte Gelegenheit, um den Buchladen einmal selbst zu erkunden.

Ich bin immer gern bereit, besondere Buchhandlungen unterstützen; kaufe aber leider wenig physische Bücher. Denn gerade dicke Bücher lese ich lieber auf meinem e-Reader. Doch beim Drachenwinkel habe ich eine Außnahme gemacht – schließlich ist in Dieflen wirklich sehr wenig Laufkundschaft: Ich habe mir die Anthologie Shining in the Dark* gekauft. Da ich selbst gerade an kürzeren Erzählungen arbeite, interessiert mich immer sehr, wie andere Autorinnen solche Texte aufbauen. Außerdem lockte die Sammlung mit einem bisher unveröffentlichten Text von Stephen King.

Spannend: Die Anthologie enthält eine Geschichte von Stephen King, die noch in keiner anderen Sammlung enthalten ist.

Auf meine Frage, ob er einen Buchtipp hätte für Menschen mögen, die Otherland* von Tad William mögen, schlug mir der Buchhänder Aera – Die Rückkehr der Götter* von Markus Heintz vor. Ich knipste das Cover ab, um mir später das e-Buch davon zu besorgen, hatte gerade meine Anthologie bezahlt und wollte gehen, rief mir der Buchhändler hinterher: »Aber Tad Williams liest im Oktober im Drachenwinkel.« – »Der Tad Williams?«, fragte ich, weil ich es kaum fassen konnte, weshalb sich ein US-Autor ins kleine Dieflen verirren könnte. Stellt sich heraus: Tad hat schon einmal in Dieflen gelesen. Damals in der Stadthalle. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass mir fast der Kopf explodiert ist. Sofort habe ich zwei Ticket gekauft – und schon war ein Highlight für den 29. Oktober 2025 geplant und ich hatte eine schöne Überraschung für meinen Freund.

Hand, die Tickets für eine Lesung von Tad Williams am 29. Oktober 2025 hochhält vor dem Drachenwinkel in Dieflen
Einer meiner liebsten Autoren liest im Saarland? Da muss ich natürlich dabei sein!

Das Programm fürs Schreibwochenende

Wie auch im Vorjahr hat Beatrice ganz viel Schreibzeit eingebaut: Insgesamt sieben Einheiten von je 1,5 Stunden. Und auch der Koch des Hotels war besser auf die vegan/vegetarischen Gäste vorbereitet.

Nach einer kleinen Networking-Runde am Freitagabend ging’s Samstag um 9 Uhr los.

Mein Projekt fürs Schreibwochenende

Im Gepäck hatte ich ein kürzeres Projekt, das ein einem Wochenende zu bewältigen war: Die märchenhafte Erzählung Die Fädnerin des Les Tenova, für die ich im März (unter dem Arbeitstitel Haus am Wald) bereits eine sehr rohe Ideensammlung zusammengetragen hatte.

Neben der ausgedrucken Rohfassung hatte ich meinen Freewrite (für die Erstfassung), mein iPad (für eventuelle Überarbeitungen) sowie Notizbuch & Füller (für Freewritings) mitgenommen. Außerdem die Reclam-Ausgabe Russische Zaubermärchen*, denn ich möchte die Geschichte im Stil eines russischen Märchens gestalten.

Die Erzählung hat einen sehr persönlichen Hintergrund: Sie soll ein Stück meiner Schwiegermutter lebendig halten, die dieses Jahr unerwartet schnell verstorben ist.

Mein Minimalziel für dieses Wochenende lautete: Wieder in die Geschichte zu finden und sie ein wenig weiter entwickeln. Mein Maximalziel war ambitioniert: eine durchgängige Erstfassung schreiben.

Am Sonntag war ich glücklich und ruhte ganz in mir: Das Ziel war nicht nur geschafft – ich habe es sogar übertroffen! Die Erstfassung war am Ende sogar einmal überarbeitet, sodass ich sie nach dem Schreibwochenende direkt einer Freundin für ein erstes Feedback geben konnte. Vor allem aber spürte ich, wie sehr mir das intensive Schreiben in den Monaten davor gefehlt hatte.

Insgesamt 6.200 Wörter geschrieben – ein sehr erfolgreiches Schreibwochenende!

Gespräche, Speedplotting & mehr

Neben dem Schreiben gab’s Raum, um sich zu vernetzen und auszutauschen. Das war vor allem deshalb spannend, weil einige neue Menschen dabei waren. So hat Andreas Obster vom Drehbuchschreiben erzählt; er arbeitet gerade das Drehbuch seines Coming-of-Age-Dramas »Vom Flüstern der Steine« zu einem Roman um. Für das Drehbuch hat er 2021 sogar einen Preis gewonnen. Im Gespräch habe ich erfahren, dass selbst preisgekrönte Drehbücher nicht unbedingt verfilmt werden. Schade eigentlich. Mich hätte der Stoff sehr interessiert. Aber da muss ich wohl warten, bis Andreas seinen Roman fertig hat.

Außerdem habe ich mich mit Ingrid Höh gefreut. Sie ist eine regelmäßgie Teilnehmerin in der Saarbrücker Autor:innen-Gruppe – und war bisher als interessierte Leserin dabei. Inzwischen haben wir sie wohl mit dem Schreibfieber angesteckt – denn sie hat uns während des Schreibwochenendes ihre erste veröffentlichte Geschichte gezeigt: eine autobiografische Geschichte zum Thema Grumbeere. Als Pfälzerin muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich Kartoffen zwar liebe – aber wirklich wenig darüber wusste, wie früher die Ernte ablief. So konnte ich von Ingrids Geschichte noch einiges lernen.

Samstagabends war Speedplotten angesagt. In Teams sollten wir eine in kürzester Zeit eine Romanidee plotten. Dazu gab es verschiedene Optionen für Hauptfiguren und deren Schwächen, Ziele und Sehnsüchte.

Da in meinem Team vier Personen waren, durfte jede/r von uns einen Aspekt wählen. Das ergab die folgende wilde Kombination:

  • Einen riesigen Roboter,
  • dessen Schwäche Impulsivität ist,
  • der den Bürgermeister ermorden will
  • und das innere Ziel hat, sich selbst akzeptieren.

Innerhalb von 30 Minuten haben wir uns Antworten auf folgende Fragen überlegt:

  • Was treibt unsere Hauptfigur, die wir Goliath getauft haben, an?
  • Was ist der Auslöser, der ihn aus seinem Alltag reißt?
  • Mit welchen Hindernissen konfrontieren wir ihn?
  • Welche Katastrophe erwartet ihn?
  • Und wie sieht unsere überraschende Wende, unser Happy End aus?

Sowohl Prozess als Ergebnis waren äußerst amüsant und nach kürzester Zeit hatten wir eine Romanidee, die trotz ihrer Herausforderungen am Ende eine gewisse Logik hatte.

Fazit

Am Ende des Schreibwochenendes freue ich mich über 6.200 Wörter auf meinem Freewrite, eine lustige Romanidee – und über all die inspirierenden Begegnungen mit Menschen, die das Schreiben genauso lieben wie ich. Und weil’s so schön war, bin fürs Schreibwochenende 2026 bereits wieder angemeldet.

Die Teilnehmer:innen vom Schreibwochenende 2025 – nur Katja Bolander fehlt leider; sie musste früher abreisen.

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